Ehrenkodex

Stand 2014

Ehrenkodex
Angeln hat sich historisch aus dem Fischfang als notwendige Tätigkeit zum Lebensunterhalt entwickelt. Angeln (Freizeitfischerei) beginnt dort, wo die Notwendigkeit des Fischfangs zum ausschließlichen Lebensunterhalt (Berufsfischerei) nicht mehr gegeben ist, wo sich die Freizeit- von der Berufsfischerei trennt, verselbständigt und Fische in der Freizeit zur persönlichen Verwendung gefangen werden.
Angeln stellt ein uraltes Gemeingut der Menschheit dar und ist zugleich kulturelle Tradition, die gepflegt und weiterentwickelt werden muss.
 
Angesichts der Tatsache,
 
  • dass in unserer zunehmend technisierten Welt der Natur- und Umweltschutz, darin eingeschlossen die Erhaltung, Pflege und Bewirtschaftung der Gewässer, und somit das Angeln objektiv und das subjektive Verhalten jedes Anglers eine immer größere Bedeutung gewinnen;
  • dass Angeln mehr ist als Fische aus dem Wasser zu ziehen;
  • dass Angeln in der Öffentlichkeit stattfindet und entsprechend dem positiven oder negativen Verhalten jedes einzelnen Anglers auf die gesamte Anglerschaft geschlossen wird;
  • dass davon wiederum Achtung und Akzeptanz der Gesellschaft gegenüber dem Angeln und den Anglern entscheidend beeinflusst werden,
erklären die im Deutschen Anglerverband e. V. (DAV) organisierten Anglerinnen und Angler, dass sie den nachstehenden Ehrenkodex zur Richtschnur bei der Ausübung des Angelns machen:      
  1. Angeln schließt die Nutzung und aktive Gestaltung der Natur zur Erholung und zum Wohle des Menschen ein. Angler betrachten deshalb den Fischfang als Chance zur körperlichen Betätigung im Einklang mit der Natur. Was sie der Natur in diesem Sinne entnehmen, geben sie ihr auch mit Freude und Verantwortung durch Hege der Fischbestände und Pflege der Gewässer und Ufer zurück, wobei sie sich auf ihre Erfahrungen und auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse stützen.
  2. Angeln ist eingebettet in gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die einen Kompromiss aus konkurrierenden rechtlichen, wirtschaftlichen, sozialen ökologischen, kulturellen u. a. Interessen darstellen. Angler sind deshalb einerseits entschlossen, ihre Interessen durchzusetzen, andererseits aber kompromissbereit und suchen in der Zusammenarbeit mit anderen Interessenvertretern nach Lösungswegen, die der Erhaltung der Natur und dem Menschen gerecht werden.
  3. Angler können dank ihrer Kompetenz (u. a. belegt durch einen Sachkundigennachweis) im Umgang mit den ihnen vertrauten Biotopen ihre Mitmenschen, besonders Kinder und Jugendliche, zum Verständnis und zur Achtung der Natur hinführen. Sie  beweisen, dass man die Natur für eigene Bedürfnisse nutzen kann, sie aber gleichzeitig erhalten und pflegen muss. Damit zeigen sie den Kindern und Jugendlichen einen Weg zur aktiven Freizeitgestaltung abseits von „Straße“ und Drogen auf.
  4. Angler sind Anwalt der Natur. Sie bzw. die Vereine und Verbände setzen sich überall für einen sinnvollen Umwelt-,Landschafts-, Gewässer- und Tierschutz ein und unterstützen entsprechende praktische Initiativen.
    Gleichermaßen wenden sie sich gegen jeglichen rücksichtslosren Umgang mit der Natur (das gilt auch für Mitglieder aus den eigenen Reihen) und gegen das Schwarzangeln bzw. gegen die Fischwilderei.
  5. Für Angler sind die Fische nicht Freiwild, sondern Teil der Schöpfung wie der Mensch auch, die mit Respekt und Achtung zu behandeln sind. Das gilt gleichermaßen für alle übrigen Tier- und Pflanzenarten aquatischer Lebensräume.
    Das Angeln ist eine sinnvolle Freizeitsbeschäftigung, die deshalb zum fairen und schonenden Umgang mit den Fischen verpflichtet. Das schließt einen Wettkampf zwischen Mensch und Tier aus. Waidgerechtes Angeln, die strikte Enhaltung aller gesetzlichen Bestimmungen sowie deren Kontrolle sind daher oberstes Gebot. Nur unter diesen Bedingungen kann und darf es einen Vergleich der Angler untereinander geben.
  6. Die Faszination des Angelns liegt u. a. darin, ob der Mensch den Fisch in dessen natürlicher Umgebung zu überlisten imstande ist. Insofern ist Angeln ein Ausdruck menschlicher Kreativität.
    Der Reiz des Angelns liegt weiterhin im Erfahren der Natur, ihrer Schönheit und Einmaligkeit. Vielfach sind wir Menschen diesem Erleben schon weitgehend entfremdet. Dies alles motiviert den Angler, die Natur mit seinen Möglichkeiten zu hegen und zu pflegen.
    Die Anziehungskraft des Angelns liegt ebenso im Erleben der Gemeinschaft, sei es im Rahmen der Familie, sei es mit anderen Anglern oder beim gemeinsamen Austausch von Kenntnissen, Erfahrungen und Erlebnissen.
  7. Angeln ist aber auch Sport. Beim so genannten Casting oder Turnierangeln kämpfen gleichberechtigte Sportler mit- bzw. gegeneinander. Dies ist zugleich eine wertvolle Vorbereitung auf das Angeln.
  8. Aktive Mitgestaltung in den Vereinen und Verbänden des DAV ist zugleich nützliche Tätigkeit für das Gemeinwohl durch Bewahrung und Entwicklung regionaler Traditionen, Ausprägungen von Heimatgefühl, Erhaltung und Schaffung gesunder Lebensräume zum Wohle der heutigen und für künftige Generationen. Angeln hat somit eine wichtige ethnisch- kulturelle Funk- tion gerade in einem so hoch industrialisierten Land wie Deutschland. Organisiertes Angeln hat zugleich eine wichtige soziale und wirtschaftliche Funktion. Es bietet auch den sozial Schwachen die Möglichkeit, einer sinn -vollen Freizeitbeschäftigung nachzugehen. Es schafft Arbeitsplätze sowie materielle Werte für den Tourismus, durch die Erhaltung gesunder Lebensräume (z.B. auch durch Fischzucht und Fischbesetzung) und durch den Kauf von Angelausrüstungen.
  9. Die Mitarbeit im DAV bietet eine wichtige Chance zur Bewahrung und Entwicklung einer basisdemokratischen Kultur sowie spezifischer Erfahrungen. Hier zählt noch das Wort jedes einzelnen Mitglieds. Das solidarische Miteinan -der aller Vereine und Verbände im DAV trägt wesentlich dazu bei, voneinander zu lernen, einander zu respektieren und so die innere Einheit Deutschlands voranzubringen.
  10. Angler entwickeln untereinander ein starkes Solidaritäts -gefühl. Sie helfen sich gegenseitig. Innerverbandliche Konkurrenz ist mit dem Charakter und den Zielen des DAV bzw. dem Selbstverständnis der Angler unvereinbar. Wer im DAV organisiert ist, ist nie allein. Der DAV ist offen für jeden Angler. Er bietet für alle eine Heimat, die im Sinne dieses Kodex das Angeln ausüben.
    Wer dies nicht möchte oder dagegen verstößt, schließt sich selbst aus der Gemeinschaft der Angler aus.